WETTBEWERB | 3. PLATZ | KIGA REICHELSHEIM | 2020

 

 

KIGA REICHELSHEIM

 

LOA | Lars Otte Architektur entwarf für die ARGE KLA|LOA (Klaus Leber Architekten BDA, Lars Otte Architektur) den Beitrag zum Wettbewerb „Neubau einer Kindertagesstätte in Reichelsheim“, der 2020 von der Stadt Reichelsheim ausgelobt wurde. Der Beitrag wurde mit einem von zwei dritten Plätzen gewürdigt. Ein zweiter Platz wurde nicht vergeben.
Der Wettbewerbsbeitrag integriert sich behutsam in den vorhanden Topos. Der städtebaulich / landschaftliche Kontext wird konzeptionell berücksichtigt. Die vorhandene, lose Bebauung und die Großzügigkeit der Zwischenbereiche wird durch eine präzise Setzung beibehalten. Der Entwurf schlägt einen freistehenden langgestreckten Solitär vor, der qualitätsvolle, differenzierte Aussenräume schafft. Das Grundstück erschließt sich über den südwestlichen Vorhof. Gefasst ist dieser Vorhof durch den Hauptbaukörper, sowie ein Nebengebäude, was zu einer starken räumlichen Geste und guten Adressbildung führt.
Die gewählte Figur positioniert sich selbstbewusst zentral auf dem Gelände. Der Kindergarten wird als Langhaus mit einer Ost / West Ausrichtung ausformuliert. Durch die klare Positionierung wird das Grundstück wie selbstverständlich in zwei Bereiche gegliedert. Die Wahl des vorgeschlagenen Typus soll die Identität des Ortes zu stärken. Der Entwurf sucht die Nähe zu den einfachen Hallentypen, Sportgebäuden und Landwirtschaftsgebäuden in der Nachbarschaft und Region. Dennoch wird die Form entsprechend der geforderten Nutzung interpretiert und transformiert. Ziel ist es nicht, ein Abbild der ortstypischen Architektur zu reproduzieren, sondern diese im Sinne dieser spezifischen Bauaufgabe neu zu formulieren.
Der Grundriss des Langhauses ist als Dreibund mit einer Ost / West Längsausrichtung konzipiert. Dieser Dreibund wird im Bereich des Haupteingangs/Foyer in die Bereiche KiTa und Gemeinschaftsbereiche gegliedert. Innerhalb des KiTa Bereiches nehmen die Außenbünde des Dreibunds die Gruppenräume auf. Der Mittelbereich dient als Gemeinschaftsfläche. Diese wird durch raumbildende Möbelimplantate zoniert. Hier sind sowohl Spiel- und Bewegungsangebote angeordnet, als auch Ruhe- und Rückzugsbereiche, eine kleine Bibliothek und ein offenes Depot. Die gemeinsame Nutzung durch U3 und Ü3 Kinder soll den Kontakt zwischen „den Kleinen“ und „den Großen“ ermöglichen und fördern. Somit soll unter anderem der Übergang von einer U3 Gruppe zu einer Ü3 Gruppe erleichtert werden. Außerdem soll die Sozialkompetenz untereinander und das Verständnis der Kinder füreinender gestärkt werden. 
Auch der Eingewöhnungsbereich mit Elternstation befindet sich in diesem Bereich. Von hier können die Eltern ihre Kinder gut beobachten, während diese sich langsam von ihnen lösen und immer selbstständiger, stets ein Stück weiter in die KiTa-Welt eintauchen können. Aufgrund der zentralen Lage unter dem Satteldach ist dieser Mittelflur überhöht. Eine Kletterebene, die sich über den Spielflur erhebt, bietet den Kindern die Möglichkeit, ihr Umfeld spielerisch, aus einer anderen Perspektive wahrzunehmen.
Zwischen den Gruppenräumen und dem Mittelbereich wiederum ist eine Filterzone aufgespannt. In Lage der Mittelpfetten befinden sich eine Stützenreihen, welche als Rahmen ausformuliert sind. Diese Rahmen nehmen verschiedene Funktionen und Möbel auf. Hier können Durchblicke, Nischen als Rückzugsorte sowie Stauräume und Garderoben generiert werden. Gleichzeitig werden hierdurch unterschiedliche Perspektiven, Schwellen, Filter und Aufenthaltsqualitäten für die Kinder generiert. Die Gruppenräume selbst sind in ihrer Grundfigur einfach gehalten. Sie bilden ein starke räumliche Struktur, die eine hohe Anzahl an Optionen für eine individuelle oder von Pädagogik-Konzepten bestimmte Möblierung bietet. Dabei ist diese übergeordnete, klare Struktur jedoch stets präsent genug, um nicht die räumliche Qualität und Identität zu verlieren. Durch klar definierte Schlafräume sowie Nischen, Nebenräume und Essbereiche, entsteht in den Gruppenräumen ein differenzierter aber gut überschaubarer Raumzusammenhang.
Ein einfaches Haus, eine einfache Bauweise. Es soll eine möglichst leicht lesbare Konstruktion geschaffen werden, an der auch schon jüngste Kinder konstruktive und tektonische Prinzipien nachvollziehen können. Somit können Raum und Konstruktion Teil des pädagogisch-/didaktischen Konzeptes werden. Auch soll durch die Wahl der einfachen Konstruktion und regionalen Baustoffe die Chance geschaffen werden, dass Handwerksbetriebe aus der Region eine kostengünstige Umsetzung anbieten können.